Talk | The Blogger Thing

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Was momentan in Sachen Influencer medial abgeht, erreicht uns auch in den Tiefen des Ruhrpotts. Fashion Shows bestückt mit digital gefeierten VIP’s aus Mode und Lifestyle. Die Frontrows voll mit Bloggern und Instagram Heldinnen, die von Kopf bis Fuß von namenhaften Designern eingekleidet sind. Kein Posting vergeht, ohne auch nur eine Highend-Marke als #OOTD mit Markierungen, Verlinkungen oder Hashtags betrachten zu dürfen. Nie haben wir mehr von den aktuell gehypten Influencern mitbekommen. Star Magazine und Frühstückssendungen nehmen sie ins Programm auf, Snapchat oder Instagram Stories liefern uns Einblicke in ihren Alltag aus Reisen, Events, Parties, Alkohol, Essen und Laptop Arbeit. Aber auch noch nie waren die Idole der Neuzeit gleichzeitig so unnahbar.

All das wofür ein Blogger einst stand, dass er nah an der Zielgruppe agiert und das Verbindngsglied zwischen Konsument und der Marke ist, scheint für das Proletariat nun unerreichbarer als je zuvor. Wenn du noch aus der Tasche der Eltern lebst, oder dein Apartment mit Studie-Bafög finanzierst, sind Momentaufnahmen auf sozialen Plattformen die mit Chloe Bags, Acne Pullovern, Balenciage Cut Out Boots und Gucci Slippern genau dasselbe wie Fotos in Hochglanzmagazinen á la VOGUE & Co. Eine teure Scheinwelt, die ganz und gar nicht nah an dem ist, was Otto normal ist. Verständlich, denn immer mehr Blogger leben von dem was sie tun und mehr Einkommen bedeutet auch gleichzeitig, dass man sich kostspieligere Investitionen für die eigene Garderobe erlauben kann. Der Blogger spricht mit seinem neuentdeckten High-Fashion Content andere Kunden an und so nimmt der Weg zum Designer-Blogger, dessen Postings durch Produktplatzierungen leben, seinen Lauf. Weg von der einst so inspirierenden „quasi“ besten, digitalen Freundin, die mit Stücken aus günstigen Kleidungsketten dich un dein monatliches Shoppingbudget inspirierte. Finanzielle Luxusgüter wie man sie aktuell sehen kann, sind nunmal nicht die Norm. Eine 1000€ Handtasche ist nicht casual und gängig. Zumindest nicht für mich als normalarbeitender Mensch. All das wovon also ein Fulltime-Blogger heutzutage profitiert und was er geschickt inszeniert, erweckt den Eindruck einer perfekten Welt. Eine Welt von der es sich zu träumen lohnt und von der man auch ein Teil sein möchte. Ein Look den man zwar schön findet,  sich aber niemals leisten kann. Der Blogger oder Influencer wird zum VIP auf Events, er wird zum Idol auf dem Smartphone Bildschirm. So sucht man als Follower nach günstigen Alternativen um Haute Couture im Mid-Class Alltag erleben zu können. Man greift zu Replica’s oder Stücken aus großen Bekleidungsketten die sich eindeutig inspirierten oder schamlos kopierten.

Die Arbeit eines Bloggers oder Influencers würde ich niemals runter reden wollen, denn zu oft musste ich als Hobby Blogger erfahren, dass der Arbeitsaufwand hinter all dem nicht gesehen und runtergeredet wird. Die eigene Freizeit und jede andere Minute wird für den Blog oder die eigenen Channels  geopfert. Bye bye Feierabend, bye bye frühere Freizeit oder bye bye Privatleben. Es liegt ein hartes Stück Arbeit hinter dem Status, den die Selbstdarsteller heute genießen. Früher belächelt, heute in die Frontrow gesetzt. Heute hat der Blogger die Chance seine Meinung sagen zu können (ob akzeptiert oder nicht) oder sich von Seinesgleichen zu distanzieren und als hochrangiger darstellen zu wollen. Denn man darf nicht vergessen: Blogger ist nicht gleich Influencer und ein Influencer ist nicht automatisch ein Blogger. Ein weitere Option die man hat, ist es die kleinstmögliche Angriffsfläche in der digitalen Welt zu bieten und aktuelle Diskusionen gänzlich unangetastet zulassen und sein Sponsored-Posting-Game weiter zu spielen. Jeder so wie er will. Ähnlich wie im Dschungel Camp hast du die Wahl, wer du sein willst und wie du deine Anrufe (klicks) bekommst.

Es ist so wie es ist. Die Zeit lässt sich nicht zurück drehen. Dieses Business ist einfach oberflächlich. Kaum zu glauben, dass es da nach den ganzen Jahren ein paar wenige Frauen gibt, die ich Freunde nennen kann und die ich sehr schätze. Über dessen neue Postings ich mich ebenso freue, wie über Treffen mit guten, lustigen und ausgelassenen Gesprächen. Sich durch die alten Fotos zu klicken, die diesen Beitrag irgendwie bebildern sollen, war merkwürdig. Es hat sich so viel verändert und wiederum andere Dinge sind genauso geblieben. Ich würde mich über offene Kommentare unter diesem Beitrag freuen, vielleicht sogar von Bloggern die schon ähnlich lange in der Blogosphäre unterwegs sind und ähnliche Erfahrungen gemacht haben, oder es vielleicht sogar ganz anders sehen!

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